Auch Helden haben Probleme mit dem Alltag. „Superman hat was schweres zu mittag gegessen / Superman muss nach dem weg fragen / Superman fliegt besonders schön (aber nicht schnell)“. Das Dossier, das den Überflieger auf dem Boden der Tatsachen ansiedelt, geht noch weiter. Ernüchternd nicht nur für Superman-Fans.

Ralf Tekaat hat die desillusionierende Liste über das urbane Fabelwesen angelegt, das auch durch seine eigenen Allmachtfantasien gerauscht ist. Der Künstler lässt die Ich-Projektion aus Jugendtagen in seiner multimedialen Installation „Fliegen wie Superman“ unsanft landen. In der 83. Herbstausstellung niedersächsischer Künstler füllen Flugübungen und Landungsprotokolle, Silhouetten und Trikots in Zeichnung, Text und Fotografie eine Ecke des Auftaktraums im Kunstverein Hannover.

Eine Porträtskizze des abhebenden Übermenschen schlägt die Brücke zum konkreten und allgemeinen Künstler-Ich. So sehen wir Tekaat bei Flugübungen und im Aufbautraining. Sein Konterfei klebt auf einer windschnittigen Superman-Draufsicht, am Fuß der großformatigen Zeichnung aber dokumentiert ein Paar Hausschuhe eine eher spießige Feierabendgestaltung des Überfliegers. Der Heros musste vom Himmel geholt werden, damit er seinen Bewunderer nicht erdrückt. Der Künstler revidierte seine Anleihen: „Um ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen Superman und mir zu erreichen, und da ich nicht sein Niveau bezüglich Kraft und Flugentfaltung erreichen kann, stutzte ich Superman auf ein normalmenschliches Maß.“ Das Scheitern des Helden und des heroisch überhöhten Ich bereitet den Weg, „um Mann und Mensch zu werden“ (D. Spanke).

Rainer Beßling über
Fliegen wie Superman
aus Artist Kunstmagazin Nr 69

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