Sonntag 07. Mai 2017
Heute mit dem Schneemobil an die Ostküste gefahren, ca
90 km ein Weg. Diese Schneemobile sind viel einfacher zu fahren
als ich dachte. Letztendlich fährt man hier nur mit dem
Gashebel, den man mit dem rechten Daumen steuert. Die Bremse
braucht man kaum, da der Scooter stark abbremst, sobald man das
Gas wegnimmt. Auf freier Strecke kann man mit den 100 km/h
fahren, offiziell sind 80 erlaubt. Das schnellste was ich
gefahren bin, waren knapp 70. Schon 50 hört sich an wie 140.
Aber für dieses Land ist es super. Gut wenn es nicht so laut
wäre und auch weniger stinken würde, wäre es natürlich noch
besser. Da die natürlich im Winter auch bei extremen Minusgraden
gefahren werden, sind Elekroscooter (noch) keine Option
Mein Beginn war nicht optimal: direkt an der ersten Eisplatte
setzt mein Scooter auf und dreht durch. Wir waren noch keine 400
Meter gefahren. Das geht ja gut los, dachte ich schon. Es sollte
aber mein einziger Aussetzer bleiben. Dann waren wir gerade aus
dem Ort gefahren und waren auf der ersten Ebene und da brach von
unserem Guide der Anhänger. Bis Ersatz kam dauerte es fast eine
3/4 Stunde. Aber dann ging es richtig los.
Diese Scooter ermöglichen es einem sich im Winter überhaupt erst
auf größeren Strecken fortzubewegen. Und eigentlich kann man
sich hier somit besser im Winter als im Sommer bewegen. Es
werden bevorzugt die riesigen Flusstäler genutzt, von denen es
hier eine Menge gibt. Und die fährt man kilometerlang, die
riesigen Berge ziehen langsam an einem vorüber. Unberührt und
unbefleckt mit Schnee bedeckt. Die Bergformen haben eine
überraschende Vielfalt. Mal mehr Kegel-, dann wieder Tafelberg,
dann wieder dazwischen ein aus dunklen Gesteinsschichten
aufgebauter Berg, der fast wie ein gestrandetes Raumschiff
aussieht. Die Weite ermöglicht kaum eine wirkliche Größe zu
schätzen. Das Flusstal dauert länger als es zu Beginn ausgesehen
hat. Die Berge am Horizont kamen dafür, dass wir mit 50 km/h
fuhren erstaunlich langsam näher. Und dann war das mächtige Tal
zu Ende und es ging auf den Gletscher.
Durch eine Mondlandschaft schlängelten wir uns durch die
Moränen, die wie beim Kieswerk abgeladenen Haufen aussahen. Vor
uns lag ein tiefblauer See. Das Ende des Gletschers wölbt sich
vor. Das Eis so unglaublich klar. Glatt poliert mit
faszinierender Zeichnung. Es sieht so handschmeichlerisch aus
ist aber natürlich eiskalt. (Ich steckte ein wenig Eis ein, denn
ich habe ja noch Aquarelle zu malen - mit Gletscherwasser.)
Nun fuhren wir auf dem Gletscher. Es schien hier noch
unberührter zu sein. Obwohl durchaus sehr viele Scooterspuren zu
sehen waren. Die Oberfläche des Gletschers gleichförmig weiss,
ein wenig als ob sie mit dem Sandstrahler bearbeitet worden
wäre. Dann ging es wieder runter von Gletscher und zum Meer.
Naja, zum MeerEIS. (Leider, leider habe ich von dieser Passage
keine Fotos. (Ich werde mich auf die Suche nach Fotos davon
machen.)
Von oben sah man schon die weisse Weite des Eises. Es sah auch
wie gefrorenes Wasser aus. Immer wieder ragte etwas dunkles dort
hervor. Es sah aus wie im Eis liegende Schiffe. Es waren aber
natürlich Eisblöcke (aka Eisberge). Die gesamte Bucht wurde von
einem Gletscher umrahmt und daher stammten diese Blöcke. Bis wir
allerdings auf dem Meereis waren schlängelten wir uns durch eine
Anhäufung and Eisblöcken und Eisklötzen, die labyrinthisch
kreuz und quer verteilt waren. Das war das Meereis, dass aufs
Land gedrückt wurde. Völlig irre. Wie von einem anderen Stern.
Ich denke mal der Guide mochte - bezüglich der Sicherheit -
dieses Labyrinthische gar nicht. Denn so unübersichtlich es war
hieß das auch, ein Eisbär könne jederzeit um die Ecke kommen.
Unser Guide stoppte als wir auf dem etwas glatteren Eis waren,
und suchte erstmal den Horizont ab, ob er einen Eisbären sieht.
Leider nein. Jetzt wurde es kalt. Die Ostküste ist, da dort
nicht der Golfstrom hinkommt, deutlich kälter als der Westen und
Longyearbyen. Deswegen gibt es im Osten auch Meereis, und dieses
Jahr auch eine ganze Menge. Im Windschatten eines vom Gletscher
gekalbten Eisblockes machten wir Mittagspause mit dem üblichen
Trekking-Insant-Essen.
Danach fuhren wir zur Gletscherkante. Ich kann nur sagen
gewaltig. Zu nah durften wir nicht dran, denn es könnte sich
natürlich ein Eisbrocken lösen. Auch hier war ein Schätzen der
Dimension nur schwer möglich. Wahrscheinlich war die
Abbruchkannte um die 30 bis 50 Meter hoch. Auf dem Weg dorthin
kreuzten wir noch eine Spur einer Eisbärin mit seinem Jungen;
das konnte man an den 2 verschiedenen Spurgrößen erkennen.
Auch eine Robbe von ganz von der Ferne konnten wir ausmachen.
Die sah uns auch, ließ sich aber nicht stören.
Als wir auf dem Gletscher zurückfuhren schien es als ob man auf
den Wolken fuhr, links und rechts ragten aus der gleichmäßigen,
leicht wattig anmutenden Fläche ein Berg hervor. Und durch die
Größe der Landschaft relativierte sich auch die Geschwindigkeit.
Vielleicht war es doch nur eine Fototapete auf die man zufuhr.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und ich holte beim Fahren
meine Kamera raus und machte Fotos und auch Filmchen. Es gab
Mitfahrer, die zu zweit auf dem Scooter saßen. Der Hintere
filmte sehr viel mit der GoPro. Wir haben Email-Adressen
ausgetauscht und die wollen mir einen Film schicken, mal sehen.
Noch jetzt scheint mein Körper leicht zu vibrieren, mein
Oberkörper gleicht automatisch die Unebenheiten aus.
Samstag 06. Mai 2017 23 Uhr 30
Heute sollte eher ein Ateliertag werden, ist es dann
aber doch nicht so recht geworden. Ich bin mittags runter in den
Ort gegangen (2,5 km) und dort ins Museum, wo es reichlich zur
Geschichte Spitzbergens zu lesen und sehen gab. zB, dass die
ersten Walfänger schon um 1650 kamen und dann so schnell die
Bestände, die bis dahin in den Fjorden in Massen lebten
reduziert hatten, dass sie schon bald wieder verschwanden. Über
die Felljäger und Aussteiger. Über den Kohlebergbau und die
Russen und nun auch über den Tourismus und das Zurückziehen der
Gletscher.
Mein englischer Tourguide von vorgestern simste mir, dass er
heute nachmittag noch auf den Berg gehen würde. Da war ich aber
noch im Museum, so dass ich ihm leider absagen musste.
„Zuhause“ noch die Bundesliga-Schlusskonferenz gehört (seit es
Internet gibt - und das funktioniert hier in der Qualität wie in
Berlin - verlässt man sein Dorf nicht so schnell. Und man kann
mit Video Frau und Kind jeden Abend noch sehen - was auch sehr
schön ist), Fotos gesichtet, gekocht und gegessen. Dann kam
meine Mitbewohnerin von ihrem Tripp aus Barentsberg (eine von 2
russischen Bergarbeiter-Städten) wieder und berichtete. Dort
lebten mal 300 Menschen. Jetzt nur noch 30. In der anderen Stadt
leben nur noch 8. Das wohl nur um den Status zu erhalten. Denn
wenn die Russen dort 10 Jahre nicht mehr wohnen fällt das Gebiet
an Norwegen zurück. Der Bergbau war eigentlich nie rentabel und
eher Vorwand um hier weiterhin ein Bein nahe der aufschmelzenden
Arktis zu haben.
Mit zuhause telefonier, so dass mein Ateliertag erst um 21:30
anfing.
Morgen um 9 Uhr gehts mit dem Schneemobil an die Ostküste: 10
Stunden, 180 km. Und heute war es schon der kälteste Tag bisher:
-8 Grad und so fühlte sich das auch an. Wie wird es dann auf dem
Snowscooter sein bei bis zu 80 km/h?? Gut es gibt Anzug,
Handschuhe, Mütze, Helm und später Trekkingessen: vakumiert, das
man mit heißem Wasser aufgiest. Beim Wandern gabs das schon und
es war echt in Ordnung.
Muss schlafen und die Sonne scheint, heute wirklich 24 Stunden.
Es gab kaum Wolken.
Samstag 06. Mai 2017 0 Uhr 10
Vor gerade drei Tagen habe ich mich nachts um 1
aufgemacht um das tolle Licht am Meer zu sehen. Heute nun steht
die Sonne zur gleichen Zeit schon viel höher. So hoch, dass
eigentlich schon keine Dämmerungsverfärbung am Himmel eintritt.
Da bin ich erst recht froh, dass ich den Irrwitz am 2. Tag
gemacht habe und nachts um 1 Uhr Laufen gegangen bin.
Heute, nein gestern meine ich natürlich, ebenfalls
gelaufen, bei deutlichen Minusgraden 14 km. Der Rückweg ist
immer hart: auf den letzten 3 km sind ca 100 Höhenmeter zu
bewältigen.
Die vorgeschrittene Uhrzeit merke ich eigentlich nur an
Körperlichkeiten: die Augen fühlen sich geschwollen an, die
Finger sind etwas träger und ungenauer, aber der Kopf ist
weiterhin klar. Klar triffts vielleicht nicht ganz, aber das
Hirn ist nicht müde oder meint es zumindest nicht zu sein. Es
ist doch taghell draußen. Und auch drinnen.
Was macht man wenn nachts um 1 Uhr der Strom ausfällt und man
aber noch das Kapitel zu ende lesen will? Man zieht den Vorhang
auf.
Am Freitag war das Wetter super: -5 Grad und klar. Erst wollte
ich eine der Bergbauruinen zeichnen, entschloss mich aber kurzer
Hand um und machte mich auf in die Todeszone. Alleine. Ohne
Waffe. Nur bewaffnet mit einem 9h-Bleistift und anderen weichen
Bleistiften (die eignen sich aber zur Verteidigung nicht so
gut). Ich ging oberhalb der Schneemobilpiste und zweigte in ein
kurzes Tal ab. Es gab dort zwar Spuren von Wanderern und
Skitourgängern, aber gesehen hab ich niemanden. Oben setzte ich
mich auf einen Schneeklotz und erfreute mich der Sonne, der
Landschaft und der Schneeskulpturen. Die fing ich dann auch an
zu zeichnen. Aber nur im Postkartenformat. Zum Ende meiner
Verweildauer fing ich an von diesen Schneeklötzen, die den
Abhang vor einiger Zeit herunter gerollt waren und vom Wind und
dem Schnee fast wie Eisberge geformt waren, sehr viele Fotos zu
machen. Es war so hell, dass ich auf dem Display gar nichts
erkennen konnte. Einige sind gut geworden.
Das Verlassen der Siedlung nur mit Waffe, der kohlegrauen
Schnee, die Ruinen stillgelegter Kohleminen, die wenigen mehr
und mehr schlammigen Straßen, das Tropfen des schmelzendes
Schnees, die nicht mehr genutzten sich aber über Kilometer
hinziehenden Lore-Liften um einst die Kohle vom Abbau an den
Hafen zu transportieren, das alles könnte auch gut Teil in
Tarkowski „Stalker“ sein.
Ach, ich lese gerade Strugatzki: „Picknick am Wegesrand“
Donnerstag, 04.Mai 2017
Für heute eine Wanderung gebucht.
Alleine hier unterwegs zu sein geht nicht so einfach. Es gibt
keine Wege, nur die festgefahrenen Pisten der Schneemobile, aber
auf denen möchte man natürlich nicht wandern. Und dann muss man
ja nun immer eine Waffe bei sich führen (und diese auch bedienen
können). Also gibt es hier sehr viele Anbieter, die hier die
unterschiedlichsten Touren anbieten (Wer möchte, findet hier
eine Übersicht: http://bookinga.visitsvalbard.com/tourlist).
Es sollte zum Glescher Foxfonna gehen. Wir waren nur zu dritt:
der Guide, ein Holländer, der seine Nichte besuchte, die hier
studiert und ich. Als Ausstattung gab es Schneeschuhe. Mit dem
Auto fuhren wir ein hier beginnendes großes Flusstal hoch,
vorbei an der letzten Kohlemine auf „Mine 7“. Rundherum
ist der Schnee vom Kohlenstaub schwarzgrau gesprenkelt.
Von dort stammt die Kohle für das hiesige Kraftwerk (das einzige
seiner Art in ganz Norwegen.)
Dann stapften wir los. Die Wolken hingen tief. Schon bei der
ersten Kaffeepause merkten wir die Wolken kommen näher. Die
Berge auf der anderen Seite verschwanden mehr und mehr. Weiter
entfernt brach die Sonne noch mal durch. Aber bald war schluss.
Besser gesagt war es weiß. Absolutes weiß. Der Schnee
unberührt. Und vor mir, wenn ich hoch schaute in die Ferne
ein Farbraum aus nichts als Weiß. Der gleichförmige
Schtt-Ptsch-Rhythmus der Schneeschuhe hypnotisierte mich.
Schtt-Ptsch. Krst-Ptsch. Rtsch-Ptt. Immmer weiter. Ich glaube
Strukturen und Formen zu sehen. Meinte, dass es jetzt gleich
steil bergab gehen würde. Tat es nicht. Ich meinte schemenhaft
Berge zu erkennen. Rechts am Rande meines Sichtfeldes wurde es
doch heller. Nein. Mein Hirn formte das Weiß wie Knetmasse, mal
war es ein Gebirge, dann eine Senke.
Die Gespräche mit dem Guide holten mich wieder ins hier zurück.
Crazy out there. Was passiert erst wenn man alleine einen ganzen
Tag nur im Weiß wandert weil man sich einen Mehrtagestour
vorgenommen hat und weiterkommen muss?
Später, da die Tour dann doch kürzer war, fuhren wir noch zur
Global Seed Vault, die allerdings meiner neuen amerikanischen
Mitbewohnerin nach zum einem mit von Monsanto finanziert wird
(hatte ich vorher schon mal gehört) und zum anderen letztens
einen Wassereinbruch hatten, weil nämlich der Permafrostboden
nicht mehr Permafrost ist sondern nachgibt und sich dann wieder
ausdehnt und so das ganze Gebilde quasi aufknackt.
Auch schön, dass zwar der Eingang sehr trendig ist, aber davor
dann doch einfach mal noch der Kies abgeladen wurde und ein
Bagger rumsteht.
Mittwoch 03.Mai 2017 abends im Atelier
Gut, dass ich heute nacht meine Zweifel und Trägheit
überwunden habe und nachts um 1 Uhr meine Laufsachen angezogen
habe und ins Licht gelaufen bin. Nicht nur für die Fotos war es
wert. Also nicht verschieben und denken, das ist hier jeden Tag
so. Denn heute am Tag war es nämlich nur grau, und auch jetzt
gibt es bisher kein besonderes Licht. Ganz im Gegenteil, es gab
Schneeregen, es taut sowieso und nachmittags kam fast ein
sturmartiger Wind auf.
Ich beschloss mir eine Bergbauruine direkt gegenüber meines
Atelier anzusehen. Allerdings ist diese vielleicht 200
Höhenmeter oberhalb der Straße gelegen und einen Weg gibt es
nicht. Immer wieder bin ich mal einen halben Meter eingesackt,
aber ich hatte extra meine High-end-Gummistiefel an: gute Wahl.
Immerhin mein erstes Wildtiererlebnis: in nicht allzu großer
Entfernung zogen drei Rentiere vorbei. Ich gebe zu, dass ich
meinen Versuch zu zeichnen auf Grund des Schneeregentreibens
leider schnell abbrach. Dabei dachte ich, ich hätte einen guten
Platz unter einem Vorbau gefunden. Aber der Wind wurde zu stark.
Die alte Anlage erinnerte mich an die Fotos der Bechers, die sie
von alten Förderanlagen in Pennsylvania gemacht haben.
Wobei so chaotisch ist diese hier nicht. Ich glaube auch nicht,
dass sie vor 1945 gebaut wurde (und somit unter Denkmalschutz
steht - ich habe aber trotzdem nichts mitgenommen).
Der Blick auf Longyearbyen (Longyear war der Stadtgründer,
"byen" heißt Stadt, mein Ortsteil, eine damals neugeschaffene
Bergarbeitersiedlung heißt Nybyen: Neustadt.
Der Abstieg ging dann doch einfacher als gedacht. Im sulzigen
Schnee macht man mit jedem Schritt seine eigene Treppenstufe.
Nur manchmal hatte ich Sorge, dass der Wind mich zu schnell
vornüber bläst und nur mein Bein bleibt im tiefen Schnee
stecken. Ist aber nicht passiert.
Dann nochmal Richtung Ort. Als ich mir die Kirche ansehen wollte
wäre es beinahe dran gescheitert, dass ich meine tollen
Gummistiefel nicht aus bekam, den Linken zumindest. Ein Norweger
musste mir helfen. Denn hier zieht man seine Schuhe in den
Geschäften und Lokalen aus. Und lässt seine Waffen ebenfalls
draußen.
Mittwoch 03.Mai 2017
Dann um kurz vor 12 ging ich ins Atelier. Das Licht war
so irre. Ich fing an zu zeichnen, sah mich sogar gezwungen
ein Aquarell zu machen. Der Blick aus meinem Atelierfenster war
schon gut, aber ich stellte es mir weiter unten am Wasser mit
einem freien Blick auf die andere Seite des Fjords noch besser
vor. Also wägte ich ab, versuchte meine Assoziationen und
Gedanken 1zu1 aufzuschreiben und schrieb auch die Dinge auf, die
dagegen sprachen noch aus dem Haus zu gehen auf. Gut es war
nicht warm. Es dauert hin und zurück eine Stunde. Es geht auf
dem Rückweg 3 km bergauf.
Also ging ich eine Runde Laufen. A little bit crazy, I know.
Aber ich würde mal sagen, in Friedrichshain nachts um 2 unter
der Woche sind auch nicht mehr Menschen unterwegs.
Und der Soundtrack zu "Her" von Arcade Fire (hier
Youtube-Link) entpuppte sich als die passendste aller
möglichen Musikuntermalungen.
Dienstag, 2. Mai 2017
Gestern bin ich hier in Longyearbyen mittags gelandet.
Mit dem Bus dann hier zum Künstlerhaus, wo die Aufsicht
allerdings nicht von meinem Kommen informiert war. Es fand sich
recht schnell eine Bestätigung, dass ich wirklich reserviert
hatte. Zimmer gut. Riesen Wohnküche, mit zwei Sofagarnituren,
auf denen locker je 4 Personen Platz haben. Dabei können hier in
3 Zimmern insgesamt maximal 6 Personen wohnen. Der Esstisch
reicht aber nur für 4.
Zur Zeit habe ich eine Mitbewohnerin, die gestern beim
Langlaufen in einer Abfahrt böse auf die vereiste Piste gestürzt
ist und einige Blessuren davon getragen hat. Morgen kommt eine
Zweite.
Das Atelier ist sehr schön, ein Eckzimmer mit zwei Fenstern nach
draußen mit Blick auf den Ort und dahinter die Bucht und Berge
oder direkt auf den Berg.
Sehr gewöhnungsbedürftig ist, dass man hier in der Wohnung
ständig einen gewischt bekommt: ob ich die Spülmaschine, die
Türklinken oder den Computer anfasse. Tssstk.
Der eigentliche Ort ist 2 km entfernt. Ich bin hier im
Ortsteil Nybyen. 300 Meter weiter fängt die Wildnis an und vor
allem endet dort die sichere Zone, in der man ohne
Eisbären-Schutz (sprich Waffe) sich frei bewegen kann. Wie ich
heute gelernt habe, ist es das hiesige Gesetz, dass man
außerhalb der Siedlungen eine Waffe mit sich führen muss.
Gestern und heute den Ort erkundet.
Gestern auch noch meine erste Runde gelaufen. Nicht ganz ohne:
zum Teil auf den Schneemobilpisten auf dem harschigen Schnee
gelaufen. Es geht einiges hoch und runter, natürlich kritisch
bei eisigem Untergrund. Und im Schnee kann es natürlich sein,
dass man mal eben einen halben Meter einsackt. Da sind dann die
Schneemobilpisten wiederum ganz gut, da sie festgefahren sind.
Hier im Ort kommt mir der Verdacht, dass wenn ich hier zu Fuß
unterwegs bin und zwischen der Straßen und den
Schneemobilpisten gehe, die Luft eine ähnliche Qualität hat wie
an der Frankfurter Allee. Die Schneemobile stinken ganz
ordentlich. Sie machen auch ne Menge Krach. Und die Autos fahren
hier alle mit Spike-Reifen. Die Staßen sind allerdings im Ort
alle schneefrei, so dass die Reifen eine Menge Feinstaubabrieb
produzieren.
Das ungestörte Naturerlebnis kam dann heute auf, als ich am Ufer
stand und mit dem Fernglas die Berge auf der anderen Seite des
Fjords in der Sonne leuchten sah. Unberührt und mächtig. (Die
Fotos die ich mit vorgehaltenem Fernglas geben das nicht ganz
wieder.) Am Wasser kleine, dreckige Minieiberge gesehen. Na,
immerhin.
In der Kunsthalle Svalbard (ein Raum) gab es unter anderem ein
Aquarell von David Hockney zu sehen.
Danach war ich erstmalig einkaufen, denn gestern war auch hier
Feiertag. Kurz gesagt es gibt hier alles, auch Obst und Gemüse,
etwas Käse, aber es ist alles etwa doppelt so teuer wie in
Berlin. Der Thai-Laden war allerdings geschlossen. Ich hab ja
noch ein paar Tage.
Im Souvenir-Shop prämiertes aus Eisbergen gewonnenes Trinkwasser
in der schmucken Geschenkverpackung (wie beim 12 Jahre altem
Whiskey) gesehen: 0,7 Liter für 400 Kr (10 Kr sind etwas mehr
als ein Euro) also 40 Euro. Im
Online Shop
kostet die Flasche 70 Euro. Ich sollte also hier zuschlagen.
Allerdings die Kosten für das Übergepäck darf ich nicht
vergessen.
Und dunkel wird es nicht. Um 12 Uhr nachts ist es heller als
Mittags in einer Berliner Erdgeschosswohnung. Aber die Vorhänge
machen es dunkel.
Montag, 1. Mai 2017
Spitzbergen.
Aber aus dem Flugzeug keinen Eisberg gesehen. Entweder war das
Wasser komplett zugefroren oder aber meistens einfach offenes
Meer.
Spitzbergen oder Svalbard Flughafen
Mein erster Spaziergang: Im Hintergrund nur eisige
Berge aber (noch) keine Eisberge.