Mittwoch 31.05.2017
Noch
ein paar Fotos aus dem Flugzeug. Inzwischen bin ich in Oslo
Zwischengelandet. Und Plötzlich Bäume. Grün.
Das gibts ja auch noch. Das
ist doch eine surreale Spielzeuglandschaft. Das ist doch
nicht echt. Das hat hier nichts verloren, in meiner
(scheinbar ) reinen sauberen und unberührten Welt aus Bergen, Schnee
und Eis. Das sind Fake-News, denen ich
hier auf meinem Blog keine Plattform bieten kann.
Mittwoch 31.05.2017
Schreibend, am Flughafen Longyearbyen im
Wartebereich, in den sie mich trotz Spuren Uraniums am
Handgepäck reingelassen haben.
Gestern doch noch das eine oder andere von der Liste
abgearbeitet: nochmal zu den Ausläufern der Moräne hoch
gestiegen (oder sind es doch nur der Abraum vom Bergbau?) und
nach Fossilien gesucht (aber nichts gefunden, also bekommt
Bela das aus der Wohnung), dann habe ich mich wirklich
noch an dieses eine Gestell gesetzt und es gezeichnet (was ich
seit dem 2. Tag vorhatte). Weiter runter zum Hafen gegangen
und dort 35 Minuten gezeichnet (2 Blätter) im Kreise der
Webcam, so dass ich auf 3 Bildern drauf bin. (2017-05-30 von
15:15 bis 15:45). Im Museum noch 2 gute Kartenblätter gekauft,
"Digital Balke" ein wenig angesehen, dabei nochmal mit Rakel
Huglen geredet, einen Katalog bekommen.
Ich habe es auch noch abends fertiggebracht ein weitere
3-teilige Zeichnung meines Atelierblickes zu zeichnen: View 3,
je 100 x 220 cm. Vielleicht nicht ganz so konzentriert. Und
vorher ein (mäßiges) Selbstportrait. Dann konnte ich meinen
quasi letzten Post “I’d like to say thank you on behalf of
ourselves and the group and I hope we passed the audition.”
absetzten. Da war es erst 1 Uhr. Und ich beschloss, um alles
noch runder zu machen, laufen gehen. Nur 8 km, bei warmen
Wetter, und der sturmartige Wind hatte wieder aufgehört: die
ganze Zeit ohne Handschuhe! Und vor Euphorie zum Teil in
Schlangenlinien, wie einst Roy Makaay beim Torjubel mit weit
ausgebreiteten Armen.
Heute morgen den Rest gepackt. Draußen sind es ungewohnte 5°.
So warm war es sonst nie. Und eine Aida liegt im Hafen. In der
Galleri Svalbard war man total genervt von den unhöflichen
Massen, die sich durch die Galleri schoben. Habe ich aus das
gesehen. Verrückt wenn ein Ort von 2000 Einwohnern plötzlich
mit einer Masse von 3-4000 Menschen geflutet wird.
Dienstag 30.05.2017
Der letzte Tag. Morgen mittag geht der Flieger. Heute
muss ich noch mein Bargeld los werden, dass man hier gar nicht
braucht, da alles mit Kreditkarte gezahlt wird. Vielleicht
mache ich noch einen kleinen Spaziergang raus, da wo anfangs
noch Schnee war und jetzt irgendwelche Konstruktionsreste zum
Vorschein kommen. Gestern hat es wieder geschneit und die
braunen Flecken werden mit einer feinen leicht weissen Schicht
überzogen. Sieht manchmal aus wie in mühevoller Arbeit
gezeichnet. Aber kurz darauf ist es wieder weg.
Hier noch ein paar alte Fotos von Longyearbyen, als hier nur
Bergbauarbeiter lebten. Noch 1980 musste man als Tourist am
Flughafen vorweisen, dass man autark leben konnte, sprich ein
Zelt zum Schlafen dabei hatte, denn Hotels gab es nicht. Und
eine Waffe. Wenn nicht wurde man sofort wieder in den gleichen
Flieger zurück gesetzt.
Foto: Ingo Tekaat
Die Kirche mit Blick dorhin, wo heute
der eigentliche Ort ist. Rechts der Blick heute, von etwas
weiter unten und weiter links stehend.Ganz rechts sieht man
den Kirchturm.
Im Vordergrund Nybyen, wo die Galleri Svalbard ist
und ich wohne. Die Häuser hinten gibt es nicht mehr.
Sonntag, 28.05.2014
Ingo ist gerade weg um den Flieger um 2Uhr30 (nachts,
aber es is ja noch hell) nach Oslo zu nehmen. Open Studio war.
Dabei die Leiterin von Artica Svalbard kennengelernt, die ganz
angetan war, dass hier jemand hinkommt und zeichnet (und nicht
Fotos zeigt).
Abend mit Ingo im ambitioniertesten Lokal im Ort dem „Husset“
zu essen. Wir nahmen zwar nicht das 7-Gänge Menue, aber
zumindest zweimal Rentier: einmal Stew, einmal Wurst, beides
lecker. Zuvor noch einen kurzen Spaziergang gemacht: am
Friedhof (für die Opfer von Bergwerkunglücken?) vorbei, in die
Kirche und zum Kampfläufer, daer aber die Kohleverladestation
war und dort die Aussicht auf den Fjord genossen. Und wieder
50 Fotos gemacht.
Eis | Farbstift, Bleistift auf Papier | 35 x 50 cm
(die neueste Arbeit)
Kirchenvorraum
Sonntag, 28.05.2014
Der Tag war gestern zu lang um dann noch angemessen
darüber zu schreiben.
Gestern - im 3. Anlauf - fuhren Ingo und ich nach Ny-Ålesund,
der nördlichsten dauerhaft bewohnten Siedlung der Welt (78°
56’, wenn mann rundet sinds 79°. Den Breitengrad habe ich aber
nicht gekreuzt, bei 78°59’ war Schluss.)
Es ging um 7Uhr45 lis. Da wurden wir abgeholt. Vor dem recht
kleinen, (aber größeren Boot als vor ein paar Tagen) gab es
eine kurze Saftey Einweisung und dann gings los. Insgeamt 5
Gäste, 2 Guides (Harre, Finne und Anniken, Norwegerin)
Vorgestern war es komplett grau und scheite es, so dass man
die Bergspitzen nicht sah und auch auf der Anderen Seite des
kleinen Fjords hier bei Longyaerbyen keine Berge zu sehen
waren.
Gestern waren dann die Berge mit frischem Weiss überzogen und
die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Auch das Meer
war erfreulich glatt.
Berge, Vögelfelsen, Fjorde, Gletscher aus der Distanz waren
die erste Fotomotive. Man konnte gut draußen sein, dort
entweder vorne, hinten oder oben.
Erstes Highlight eine Walross-Kolonie: ca 20 Tiere wie
Sandsäcke an und auf einander an Land. Im Wasser sah man aber
ebenfalls, zum Teil zusammen zum Teil einzeln vielleicht
nochmal 10 Tiere. Diesmal klar erkennbar und verschiedentlich
mit Stoßzähnen.
Das Wetter änderte sich. Es gab Schneetreiben, die Berge
verschwanden in dunstigen Wolken, das Licht brach aber immer
wieder durch und es sah öfters aus wie Turner Gemälde nur in
blaugrauer Palette. Auch dann viele Fotos (Gestern insgesamt
über 300 Fotos gemacht (klar inclusive Ausschuss und
doppelter) und eine handvoll Filme (u.A. von den Walrossen im
Wasser)).
Plötzlich rief die Norwegerin: There’s a whale, a Minke whale!
(Ein Zwergwal.) Die Finne war schon wieder weg. Es wurde
gestoppt. Alle raus an Deck und kurz darauf sah ich die
Finne, aber nur abtauchen, da man ja nicht genau weiss
wo sie jetzt wieder auftaucht. Mein Foto ist nichts geworden.
Leider war der Wal nicht so neugierig, als dass er unser Boot
umkreist hätte. Wir haben ihn nicht nochmal gesehen.
Kurz vor der Einfahrt nach Ny-Ålesund meinte man noch eine
Finne gesehen zu haben. Der Ort ist ein wenig wie eine
Spielzeugstadt. Süße kleine, auch recht alte Holzhäuser recht
zufällig über das Tal verteilt. Keine Menschen unterwegs. Hier
und da Artefakte der Nordplomissionen: der Ankerturm für die
Luftschiffe, Friedjolf Nanssen Statue und ein nettes Museum.
Die Post und der Shop waren zu (nur Montag und Freitag
geöffnet). Und eine wahnsinns Landschaft. Der Kongsfjord mit
dem Kongsgletscher und dahinter wirklich 3 spitze Berge.
Hinfahrt dauerte 4 1/2 Stunden. Aufenthalt an Land knapp 1 1/2
Stunden. Essen an Bord (Chicken Massala).
Durch eine Eisbergmeteoritenfeld näherten wir uns dem
Dahlsbreen. Die Eisberge in großen Stil fotografiert und
gefilmt. Der Gletscher schimmerte türkisblau. Erst recht, als
die Sonne rauskam und die vor und Rücksprünge mehr und mehr
konturierte. Eine Bartrobbe lag in großer Distanz auf dem Eis.
Harre hoffte somit auch auf den Eisbär, der kam aber nicht.
Ich war platt vor lauter Eindrücke. Die See war fast
spiegelglatt. Auf dem letzten Stück nur noch wenige Fotos
gemacht, die Hoffnung auf den besseren Blick auf einen Wal
erfüllte sich nicht.
Jetzt muss ich mich um mein Open Studio kümmern.
Freitag 26.05.2017
Heute schneite es wieder und die Wolken hingen und
hängen tief. Deshalb sind wir erst am späten Nachmittag
aufgebrochen um uns die Gletscherhöhle nochmal anzusehen. Ingo
hatte Stirnlampen mitgebracht und ich hatte mir hier noch eine
Taschenlampe gekauft. Trotz Schneetreiben und diesiger Sicht
fand ich auf anhieb den unscheinbaren Eingang der Höhle
wieder. Es war erneut irre in diese surreale Welt
einzusteigen. Diesmal deutlich mehr Filme gemacht. Sogar in
HD-Qualität. Es wird allerdings trotzdem eine große
Herausforderung werden, aus diesem weiterhin durchwachsenen
Material - mal ists zu hell, dann vielleicht zu dunkel, dann
wieder zu wackelig - einen stimmigen Film zu schneiden. Die
Beleuchtung ist ausgesprochen schwierig. Wenn eine größere
Gruppe mit einzelnen nicht so grellen Stirnlampen den
hochkomplexen Raum ausleuchtet geht es einfacher, als mit
einem grellen Spot, den ich auch noch selber lenke und
wohlmöglich dabei selber Schatten mit der Kamera mache. Und
Ähnliches.
Also ich bräuchte wohl noch zwei Besuche, damit es mit dem
Filmmaterial richtig klappt.
Morgen 12-Stunden-Schiffstour nach Ny-Alesund, so der Wind,
der Schiffsmotor und sonst noch wer will. Dann Sonntag Open
Studio.
Donnerstag 25.05.2017
I did it again. Eine Schneemobiltour, allerdings
nicht an die Ostküste, da in einem Zwischenstück kein Schnee
mehr liegt, sondern in die Nähe von Svea, einer
Bergbausiedlung. Und dort über Meereis zum Paula
Gletscher. Diesmal mit Ingo, meinem Bruder zusammen, aber
jeder auf seinem eigenen Schneemobil.
Und es war erneut extrem beeindruckend. Diese Landschaft, die
Größe, die Weite, diese Unberührtheit und auch zum Teil
Gleichförmigkeit. Man zeiht mit den Schneemobilen eine Spur
durch den Schnee, links und rechts glitzert es. Man fährt mit
50 km/h und trotzdem scheint sich kaum etwas zu verändern. Es
ist einfach alles so gross und weitläufig. Und insbesondere
auf den Gletschern (60% von Spitzbergen ist von Gletschern
bedeckt) ragen die rundgeschliffenen Bergkuppen, wie aus einer
Wolkendecke, aus der Eisschicht hervor.
Manchmal fährt man in der Spur des Vordermannes wie auf
Schienen, die aber gerne mal - wie bei der „Wilden Maus“ -
plötzlich einen Schlenker nach links oder rechts machen.
Auf dem Meereis angekommen, bohrten wir ein Loch: ca 50 bis 70
cm dick. Von den Temperaturen war es auch dort sehr angenehm.
Dann ging es zur Gletscherfront. Auf dem Weg dorthin wurde mir
klar, diese wurmartigen Felsen auf dem Eis waren Robben. Ich
hielt an um ein Foto zu machen. Kurz darauf noch mal, etwas
näher. Und nochmal. Irgendwann glaubte ich ein
bestmögliches Foto (mit meinem Tele) gemacht zu haben und ich
nahm sie nur noch zur Kenntnis. Wenn man nah war und anhielt
verschwanden sie nach kurzer Zeit in ihrem Loch.
Wir sahen verschiedene Eisbärenspuren, manche waren frischer
und schienen vielleicht einen Tag alt zu sein. Aber den Bär
dazu sahen wir nicht.
An den Gletscher konnten wir sehr dicht dran fahren. Die Front
bewegt sich nicht viel, so dass auch keine Eisbrocken oder
Berge im Meereis festgefroren waren. Er schimmerte herrlich in
türkis.
Auf dem Rückweg wurde ordentlich geheizt. Insgesamt waren es
170 km, die wir gefahren sind.
Danach noch in die Svalbar und eine Arctic Döner Pizza (mit
Rentierfleisch und Preiselbeeren) gegessen.
Mittwoch 24.05.2017
Die letzte Woche hat begonnen. Insofern muss ich
sehen, dass die Dinge, die ich machen wollte auch noch
schaffe. Zumindest, dass ich hier im Ort von einzelnen Dinge,
die ich ursprünglich dachte zu zeichnen, Fotos mache. Auf dem
Fussweg zum Flughafen um meinen Bruder abzuholen konnte ich an
die alte Kohleförderanlage, die aus der Entfernung an
einen Kampfläufer aus Star Wars erinnert.
Mit Ingo dann hier einen Gang durch den Ort, an den Gehegen
der Schlittenhunde vorbei bis zum ominösen Schild, dass das
Ende der entmiltarisierten Zone bedeutet gegangen. Es ist
wieder kälter geworden, trotzdem werden wir morgen leider
nicht mit den Schneemobilen bis zur Ostküste kommen. In den
Moränen liegt kein Schnee mehr.
Und die nochmals gebuchte Tour nach Ny-Alesund (die wirklich
nördlichste Siedlung der Welt) wurde zum zweiten Mal wegen
technischen Problemen abgesagt. Wir haben direkt bei der
Konkurrenz es nochmal gebucht. Aber die hatten beim letzten
Mal ebenfalls technische Probleme. Mal sehen.
Gjelder hele Svalbard heißt Gilt auf ganz Svalbard
Mittwoch 24.05.2017 0Uhr20
Ich hab sie gesehen, die Eisberge. Im Wasser. Viele.
Es gibt sie hier. Und eine Robbe. Und mehrere Walrosse. Puh.
Ich bin geschafft. Dabei war es doch eine Bootstour, aber
abends von 18 bis 23 Uhr, aber die Sonne scheint. Draußen auf
dem Boot (nicht die ganze Zeit, aber viel, bis die irgendwann
die Finger und der Rest zu kalt waren) ist auch anstrengend.
Gucken und aufsaugen ist auch anstrengend. Natürlich auch auf
den Eisbären gehofft. Oder einen Wal. Zumindest einen Beluga.
Die wurden noch morgens auf der Tour gesehen. Leider nein. Man
kann nicht alles haben. 170 Fotos und ich würde sagen ich habe
schon mal mehr schlechte Fotos gemacht als heute. Damit ich
nicht auf das völlig überblendete Display angewiesen war, bin
ich auf die Spiegelreflex umgestiegen. Sicherlich besser so.
(Wer auf Facebook
ist sieht da noch mehr Fotos.)
Ich könnte noch 30 weitere Fotos posten. 30° in
Deutschland, wie absurd.
Dienstag 23.05.2017
Und plötzlich überkommt mich ein panikartiges Gefühl.
es sind nur noch wenige Tage und noch weniger Tage im Atelier.
Ist es sogar heute der letzte? !!??!?
Ausdruck der Hektik 9B-Grafitmiene quer genutzt.
Endlich meinen Atelierblick gezeichnet, aber nicht in Ruhe:
als noch fortführbare mehrteilige Zeichnung: Einzelblätter je
100 x 70 cm.
Montag 22.05.2017
Fast sah es so aus als würde ich heute gar nicht das
Haus verlassen und nur im Atelier vor mich hin schraffieren.
Dann kam aber noch die überraschende Nachricht, dass ich doch
noch Sieger des Bundesligatippspiels geworden bin. Also musste
ich zur Pokalübergabe nochmal raus (bzw brauchte ich ein
passendes Foto). Und das war gut so. Gestern habe ich beim
Laufen kurz sogar vor Hitze die Mütze abgenommen, die
Handschuhe ließ ich nach kurzer Anwärmphase ganz aus. Es waren
nicht nur in der Sonne über Null Grad (was eine Hitze!). Aber
heute wieder -6 und dazu ein eisiger Nordostwind, gefühlt also
eher -10, so dass ich nach einer 3/4 Stunde froh war wieder
zuhause zu sein. Und trotzdem wieder eine ganze Reihe von
Schneestrukturfotos gemacht, wieder Mal den Schatten der
Wolken auf dem Berg auf der gegenüberliegenden Seite
aufgenommen oder ein kurzes Video „Schrittknarzen im Schnee“
gemacht. Gibt es schon einige davon und vielleicht irgendwann
auch ein geschnittenes Video.
Sonntag 21.05.2017
Diesmal bin ich nicht zur Eishöhle gewandert, sondern es ging
mit dem Schneemobil den Longyear Gletscher hoch. Der fängt
kurz hinter meinem Haus an. Die Fahrt dorthin dauerte auch nur
20 Minuten.Die Höhle selbst war von den Formen nicht so bizarr
und magisch wie die Höhle, die ich vor einer Woche gesehen
habe. Vielleicht lag es daran, dass relativ viel Schnee in der
Höhle war. Denn die Höhle schloss sich in diesem Winter erst
relativ spät. Eigentlich sind es Gletscherspalten, die im
Winter mit einer festen Schneedecken überdeckt sind. So war
auch diesen Winter durch den vielen Schnee die Hälfte der
Höhle gar nicht begehbar. Ich habe diesmal mit einem Stativ
ausgerüstet eine ganze Reihe Videos gedreht, die aber nicht so
schön funkeln.
Samstag 20.05.2017
Alltag: Einkaufen. Draußen Zeichnen bis die Finger
kalt waren. Bundesliga. Phillipp Lahms letztes Spiel (nicht
Alltag). Meisterfeier. Bierdusche. Essen (Lachs mit
Kartoffeln, aber meist gibts sonst Pasta). Gleich dann ins
Atelier. Das ist zwar auf der gleichen Etage, aber der Flur
ist echt lang und man verlässt die Wohnung, so dass es schon
ein andere Bereich ist. Und wenn ich dann mein Zeug (Papier,
Stifte, Kamera, Computer) mitnehme kommt einiges zusammen, was
ich vergessen kann und so erstmal hin und her laufen muss. Und
Internet ist im Atelier sehr unregelmäßig. Also hier auf dem
Sofa erstmal einige Dinge erledigen.
Noch ein paar Fakten, Anekdoten zu Spitzbergen, die ich sonst
vielleicht nicht los werde:
Man kann hier auf Spitzbergen weder geboren werden noch
sterben. Da das Krankenhaus nicht auf Geburten eingestellt ist
müssen Schwangere zur Entbindung nach Tromsö fliegen. Und
beerdigt werden kann man hier nicht, da wegen dem
Permafrostboden nichts verrottet. Auch die Bergbau-Holzbauten
sehen nicht aus als ob sie schon fast 100 Jahre alt sind. Sind
sie aber. (Habe ich das nicht doch schon mal geschrieben?)
Die Deutschen haben - natürlich - Longyearbyen im 2. Weltkrieg
bombardiert und besetzt. Angeblich ergab sich der letzte
deutsche Soldat auf Spitzbergen. Und zwar erst 4 Monate nach
Kriegsende, da dann erstmals ein Postschiff an einem der
Außenposten vorbeikam und ihm - zu seiner Erleichterung - die
Waffe abnahm.
Es gab vor 2 Wochen ein Unfall mit Schneemobilen. Eine
geführte Tour wollte nach Pyramiden übers Meereis fahren und
brach ein. 7 Scooter versanken. Nun ist der Guide verstorben.
Heute stand es auch in der SZ (links der Link zum Bericht vom
Guardian): durch den auftauenden Permafrostboden entstanden
Risse in Global Seed Vault (zu deutsch Weltweiter
Saatgut-Tresor auf Spitzbergen) und Wasser drang ein.
Die Luft hier ist unglaublich trocken. Entstehen dadurch die
ständigen Schläge, die ich kriege, wenn ich elektrische Geräte
oder Menschen anfasse? Ich habe mich aber dran gewöhnt.
Es taut. Schnell kommen kleine Bäche an Schmelzwasser
zusammen. Aber die nächsten Tage soll es wieder kälter werden.
Ich hoffe es bleibt noch die nächste Woche kalt: lieber kalt
als diese Schneesulze. Das hätte ich nicht gedacht, dass ich
das noch Ende Mai hoffen würde.
Aber keine Weissbierdusche, dafür ist es zu kostbar.
Freitag, 19.05.2017
Ateliertag. Es stellt sich mir natürlich die Frage,
wenn ich hier im Atelier bin: ist das der richtige Ort? Sollte
ich nicht draußen sein? Und werden meine Zeichnungen hier
anders als wenn ich sie in Berlin mache? Was ich sicherlich
mit einem Ja beantworten kann. Das wiederum entspannt mich
auch nicht mehr.
An das permanente Licht gewöhnt man sich nicht. Der Kopf ist
selbst nachts um 3 wenn ich im Zimmer das Licht ausmache (es
gibt ganz gute Vorhänge, meine Augenmaske habe ich bisher
nicht benutzt) ist der Kopf nicht richtig müde. Und wenn ich
aus dem Fenster schaue, egal ob Küche, Schlafzimmer, Bad oder
Atelier: ich sehe Berge. Schnee. Felsen. Das sickert in einen
rein. Und zum Glück ist meine eigene Sehnsucht nach Grün und
Wärme und Sommer erstaunlich gering.
Aber wenn hier die Arbeiten anders werden als in Berlin muss
ich natürlich hier schon mal eine Basis schaffen, zudem ich
auch meiner Supporter-Crowd was zurück geben will.
Also waren die letzten Tage eher ruhiger. Manchmal wurde es
mir zu ruhig. Und morgen wollte ich eigentlich mit dem Schiff
bis nach Ny-Alesund (noch weiter nach Norden), ein 12 Stunden
Bootstrip an Gletscherfronten vorbei. Wahrscheinlich ein
Highlight. Wurde aber nix: „due to technical problems we need
to cancel our trip to Ny-Alesund.“
Aber nächste Woche wird es noch mal voll: Ice cave (eine
andere als zuvor), Bootstour auf der Suche nach Tieren, dann
kommt mein Bruder und mit dem fahre ich nochmal an die
Ostküste und auch (so der Wind und die
Technik es will) na Ny-Alesund und wir werden uns noch mal in
die erste Eishöhle begeben.
Heute mal die Marathonstrecke (was ja eine Halbmarathonstrecke
ist) getestet: kann man laufen. Ich scheine ganz gut in Form
zu sein, sagt zumindest mein Zeit (dabei habe ich noch am
Wegesrand Rentiere fotografiert).
Donnerstag 18.05.2017
Gestern und heute vornehmlich im Atelier gearbeitet.
Gestern gab es noch eine Ausstellungseröffnung meiner momentan
letzten Mitbewohnerin hier im Haus.
Vorhin stieß ich noch auf ein Fundstück von Paul McCartney.
Schon er wusste es (Ich wusste aber bis gerade eben nicht,
dass er das mal gesungen hat.):
Don't Go
Chasing Polar Bears / In The Great Unknown /
Some Big Friendly Polar Bear / Might Want To Take You Home
Aber was für eine Strickjacke. Und was für ein Video (ich
sag nur: 1980) und meine Güte wie jung der da ist.
Wie schon notiert, habe ich mit Selbstportraits angefangen,
das Braunstichige ist mit echter Spitzbergischer Kohle
gezeichnet. Heute weitere Postkarten zur Post gebracht.
Mittwoch 17.05.2017
Heute ist Tag der Verfassung, der wichtigste
norwegische Feiertag; wichtiger als die Unabhängigkeit von
Dänemark, was wiederum von Größe zeugt. Das Flaggen hissen um
7 Uhr, habe ich mir geschenkt, den Festtagsgottesdienst auch,
auch noch die Parade von der Kirche zur Svalbarhallen ebenso.
Dann zum Salut-Schiessen wollte ich hin. Das „Salut“ war aber
kein Schiessen, sondern eine Begrüßung; mein Norwegisch ist
noch nicht so gut. Und die Begrüßung fand in der
Mehrzweckhalle statt, nicht davor, wie ich mir das vorgestellt
hatte. Und in der Halle gab es Würstchen und so und die Tische
und Stühle waren so festlich es eben in einer Mehrzweckhalle
geht aufgebaut. Alle hatte sich schick gemacht, trugen zu
großen Teilen sogar Tracht. Ich war auf ein Draußen-Event
eingestellt (d.h. Trekkinghose und lange Unterhose) und hatte
natürlich kein 2. Paar festlicher Schuhe für drinnen dabei.
Wie auch? Meine Optionen bestehen aus Wanderstiefeln,
Wandergummistiefeln oder dreckigen Laufschuhen. Ich machte
zwei Fotos und nach kurzer Überlegung beschloss ich, ich würde
mich hier nicht wohl fühlen und die ließ die Einheimischen
unter sich.
Dienstag 16. Mai 2017
Ich
hab es gemacht. Ich habe den Badezimmerspiegel abgebaut und
habe Selbstportraits gemacht. Ich kann mich nicht erinnern,
wann ich das letzte mal ernsthaft, also nicht in einem
reflektierenden Bilderrahmen oder im Doppelglas der
Zugfensterscheibe, versucht habe mich zu zeichnen. Noch in
Berlin hatte ich mir vorgenommen, das zu meiner
Arbeitsroutine hier werden lassen. Das ist mir, auch aus
Ermangelung eines Spiegels, aus dem Blick geraten.
„Aber a weng üben, könnst fei scho noh.“
Ich bin heute losgezogen und nahm mir vor draußen zu
zeichnen. Ich hatte sogar einen konkreten Platz im Auge.
Dort kam ich vorgestern mit der geführten Tour vorbei: an
den Moränenausläufer, im eigentlichen Flussbett hatte ich
Gletschereisreste gesehen. Dann kam die Enttäuschung, es
hatte ja gestern geschneit und vor allem durch
Schneeverwehungen war dieser Weg unpassierbar und zudem
vielleicht noch Lawinen gefährdet. Also musste ich oben lang
gehen. Dort fand ich dann auf einem Erdhügel einen schönen
Platz mit Aussicht. Ich zeichnete wirklich. Mal wieder seit
langem Faltbögen (abgeschaut bei meinem wunderbaren Prof in
Bremen: Wolfgang Schmitz!).
Als es mir kalt wurde musste ich mir einen neuen Platz
weiter oben suchen. Dort fing ich mit Aquarell an (Ich hatte
für alle Eventualitäten Material dabei und diesmal brauchte
ich die Sachen auch alle. Das ist nicht immer der Fall.).
Einzelne Schneeflocken verirrten sich aufs Blatt. Dann
merkte ich, die Farbe trocknet nicht, sie friert. Und am
Pinsel bildeten sich Eiskristalle.
Meine Vernunft siegte sogar, und ich ging nicht nur mit der
Taschenlampe vom Handy in die Eishöhle hinein. Auch wenn es
mich fast magisch dorthin zog.
Ich
glaube das ist eine Spur eines Polarfuches
Tiefschnee
Catch of the day
Montag 15. Mai 2017
Halbzeit.
Soll ich sagen schon? Oder erst? Ich denke es geht beides.
Es hat die Nacht und auch heute tagsüber geschneit. Es kam
dann doch etwas mehr Schnee zusammen, wenn gleich der
Großteil wahrscheinlich von Verwehungen her stammt. Und das
Lawinenrisiko steigt. Im Ort wurden am Wochenende eine Reihe
von Häusern evakuiert. Letztes Jahr wurde ein Haus von einer
Lawine den Hang runter geschoben.
Die Arbeit im Atelier verläuft normal, also schleppend. Fast
am zufriedensten bin ich mit einem Aquarell, dass mich
inzwischen an Bilder von Max Beckmann erinnern. Dabei war es
so gar nicht geplant. Nicht nur die Klotzigkeit der Wolken,
auch die Balustrade im Vordergrund wäre Beckmann-typisch.
Das könnte hier ein Weg sein, kaum vorstellbar, dass
es aber auf lange Sicht einer sein wird.
Postkarten eingeworfen. Ich hoffe sie gefallen den neuen
BesitzerInnen.
Da gehe ich eben mal Einkaufen und das dauert mit umziehen
(Lange Unterhose ist dann doch angenehmer), Sachen für den
alle Fälle (d.h. Stift und Papier)zusammen suchen, hier und
da ein Foto vom Himmel machen, Mitbringsel kaufen, und dann
doch noch wegen der Aussicht bis zum Meer gehen, dann die
Hauptsache Einkaufen, auf dem Rückweg feststellen, dass ich
direkt noch mal raus muss, um mit der anderen Kamera ein
Multifoto-360°-Panorama zu schießen, umziehen und Sachen
wegräumen. Also das ganze dauert nun mal drei Stunden. Nicht
zu reden vom anschließenden Sichten der Fotos.
Die Einträge von der zweiten Mai-Woche findet ihr
hier.